Skip to main content

Lang ist’s her, viel hat sich inzwischen getan seit unserer Webinarreihe #100minutenZukunft >> So ein Mist! Manche der Inhalte vom März erscheinen heute angesichts der aktuellen Entwicklungen wie Inflation und Energieknappheit auf Grund des Ukraine-Kriegs und der Covid-bedingt immer noch tw. unterbrochenen Lieferketten in einem ganz neuen Licht. Von ihrer Relevanz haben sie allerdings nichts eingbüßt – ganz im Gegenteil.

Am 8. März haben wir unter anderem erfahren, dass jedes Produkt zu Abfall wird. Es ist nur eine Frage der Zeit (Roland Pomberger). Wir wissen jetzt, dass man aus schlauen Materialen (wie Kunststoff) keine dummen Produkte machen soll (wie unnötige Einwegverpackungen).

Monika Kirchmeyer vom AWS hat uns erklärt, dass Mülltrennung ein Beitrag zum Klimaschutz ist – denn möglichst sortenrein getrennt kann das Material besser und effizienter wiederverwendet werden – das spart Energie und Transportwege (und damit CO2). Damit Mülltrennung gut funktioniert, muss sie bequem und barrierefrei sein.

Wie man seinen Müll richtig trennt, erfährt man z.B. hier, auf der GABL-Website. Aber Achtung! Die „richtige“ Mülltrennung ist nicht nur vom Material abhängig, sondern auch vom Wohnort.

Abgesehen von umfangreichen online-Infos bietet der GABL auch eine große Auswahl an anlaogen Info-Materialen (siehe auch Foto) und auch Unterstützung und Infotainment (z.B. für Schulen) rund ums Thema Abfall. An dieser Stelle ein großes Dankeschön an Renate Ninaus-Fehrer vom GABL in Bruck an der Leitha für die Hilfe bei der Vorbereitung des Webinars.

Gabriele Jüly rät außerdem dazu, möglichst keinen Müll einzukaufen. Im Alltag kann das bedeuten, möglichst wenig verpackte Waren zu kaufen, Einwegprodukte zu vermeiden, Waren von guter Qualität mit langer Lebensdauer und guter Reparierbarkeit zu wählen (egal ob Elektrogeräte, Kleidung oder Möbel) und diese auch möglichst lange zu nutzen. Alles, was man selbst nicht mehr brauchen kann, sollte weiterverkauft, -verschenkt oder getauscht werden und nicht sofort in den Müll wandern, wenn es noch brauchbar ist. Produkte, die man nicht häufig braucht, können auch gemeinschaftlich angeschafft und geteilt werden.

Am 16. März hat Gottfried Hebenstreit noch ergänzt, dass neue Produkte möglichst aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden sollten. Er hat auch die kommunalen und regionalen Handlungsspielräume in der Kreislaufwirtschaft aufgezeigt: Beschaffung in der Gemeinde ist ein nicht zu unterschätzender Hebel, regionale Lebensmittelhersteller:innen können z.B. mit Verkaufsräumlichkeiten oder Märkten unterstützt werden. Einen Schritt weiter gehen kann man noch mit Reparaturcafés und z.B. Kleidertauschbörsen.

Sepp Eisenriegler geht „das G’impfte auf“, wenn Leute „Dinge kaufen, mit Geld, das sie nicht haben um Leute zu beeindrucken, die sie nicht mögen“. Er räumt auf mit dem Mythos, dass es sich auszahlt, neue Geräte zu kaufen, um Energie zu sparen, denn „53% der Energie im Lebenszyklus einer Waschmaschine entstehen bei der Produktion, nicht im Betrieb.“ Lediglich bei Heizung und Warmwasseraufbereitung brächten neue, energieeffizientere Geräte wirklich etwas. Für das 0815-Haushaltsgerät wie z.B. die Waschmaschine, den Geschirrspüler etc. schlägt er eine Änderung des Geschäftsmodells der Hersteller:innen vor: Mieten statt kaufen. Dann hätten die Hersteller:innen nämlich auch ein Interesse an der besseren Reparierbarkeit ihrer Geräte.

Dass in Österreich 3,5 kg Baurestmassen pro Person und Tag anfallen, erwähnt bereits Gottfried Hebenstreit. Erwin Schwarmüller zeigt auf, wie zero waste am Bau gelingen kann und lässt mit dem für einen Architekten bemerkenswerten Satz „Das beste Haus wird nicht gebaut“ aufhorchen. Die Entsorgungskosten für ein durchschnittliches in die Jahre gekommenes Einfamilienhaus beliefen sich nämlich auf etwa 30.000 Euro. Renovieren und Umbauen statt Abriss und Neubau ist aus Kreislaufwirtschaftsperspektive auf jeden Fall die bessere Variante.

Marianne Penker spannt am 22. März, an dem wir uns dem Thema Lebensmittel widmen, sowohl zeitlich als auch räumlich einen großen Bogen. Der Ausgang für unsere heutige Überflussgesellschaft liege im Hunger und Mangel der Nachkriegsjahre. Heute können sich in der EU immer noch 4% der Bevölkerung aus ökonomischen Gründen nicht ausreichend ernähren; durchschnittlich geben wir in der EU 10% unseres Haushaltseinkommens für Lebensmittel aus (verglichen mit 50% im globalen Süden). Gleichzeitig ist jeder fünfte vorzeitige Tod in Europa auf ungesunde Ernährung zurückzuführen.

Die Lebensmittelproduktion hat auch einen erheblichen Einfluss auf das Klima. 10% der österreichischen Treibhausgasemissionen kommen aus der Landwirtschaft. Der weltweite Transport von Lebensmitteln werde jedoch in seiner Wirkung überschätzt, so Penker, da i.d.R. sehr große Mengen und Stückzahlen transportiert werden. Der CO2-Anteil, der pro Stück auf den Transport zurückgeht, ist also verschwindend gering. Schwerer wiegt allerdings der Bodenverbrauch: 70% der weltweiten Ackerfläche sind für die Nutztierfütterung vorgesehen und nur 49% der produzierten Lebensmittel landen tatsächlich im Haushalt. Was an Lebensmitteln entlang der Wertschöpfungskette verloren geht (Produktion, Transport, Verpackung, Handel, Haushalt), führt also auch dazu, dass Flächen bewirtschaftet werden, die auch Regenwald oder Wildnisgebiet sein könnten. 10 Mrd. Menschen gesund zu ernähren, ginge sich aus.

Aber warum werfen wir überhaupt Lebensmittel weg? Penker ortet z.B. zu wenig Zeit für die Beschäftigung mit Lebensmitteln – für Einkauf, Verarbeitung und Lagerhaltung. Laut einer von ihr präsentierten Studie werden Lebensmittel, die man selbst produziert hat (also z.B. Paradeiser aus dem eigenen Garten), am seltensten weggeworfen, weil hier bewusst wird, welcher Aufwand dahinter steckt. Auch Lebensmittel von lokalen und regionelen Produzent:innen und Händler:innen landen weniger oft im Müll. Beziehung und Wertschätzung spielen eine große Rolle.

Einer dieser lokalen Produzenten und Händler ist Florian Auer von der Gmiaslarei in Schwadorf. Er versucht, nur das anzubieten, was seine ca. 1.200 Kund:innen pro Monat auch wirklich erwerben. Überschuss wird verfüttert. Laut eigenen Angaben kommt sein Geschäft auf max. 2-3 kg Biomüll pro Woche. Als Produzent verkauft er Obst und Gemüse, das keinen Schönheitswettbewerb gewinnen würde, an die Gastronomie zum Verkochen, Einkochen und Fermentieren.

Er appelliert auch an den Hausverstand der Menschen, Lebensmittel nicht mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum gleich zu entsorgen. Es heißt „mindestens haltbar bis“ und nicht „garantiert tödlich ab“.

Der Patissier Lukas Horak aus Gramatneusiedl (N°11) bietet ein kleines, feines Sortiment an Eis, Kuchen und Torten an. Mit der Regionalität hat er seine liebe Not. Die Lieblings-Eissorten seiner Kund:innen sind Vanille und Schokolade – beides keine einheimischen Rohstoffe. Dennoch achtet er auf hochwertige Bio-Zutaten und darauf, dass die Vitrine nicht abends noch voll ist.

Bernadette Mauthner verarbeitet Lebensmittel am Ende ihrer Lebensdauer in der Biogasanlage Bruck an der Leitha zu Biomethan, das ins Erdgasnetz eingespeist wird. Die anfallenden Reststoffe Stickstoff, Phosphor und Kalium können als humus-aufbauendes Düngemittel verwendet werden. Es gibt knapp über 300 Biogasanlagen in Österreich. 15 Anlagen, die ins Netz einspeisen, decken 0,2% des Gasbedarfs in Österreich. Mauthner sagt, ein gewisser Anteil von Lebensmitteln im Müll lasse sich nicht vermeiden. Entscheidend sei allerdings die korrekte Entsorgung, die eine Weiterverwendung erst möglich macht: 27% des Restmülls sind organisch, 50% davon sind vermeidbar – und nichts davon kann in der Biogasanlage verwertet werden, wenn Bio-Abfall nicht getrennt gesammelt wird.

Mit unserer Webinarreihe haben wir lediglich drei Aspekte der Kreislaufwirtschaft herausgreifen können. Manche Themen wie die weltweite Elektroschrott-Problematik haben wir nur gestreift, andere mussten auf Grund der Zeitknappheit völlig unter den Tisch fallen – z.B. fast fashion und die bereits bestehenden Gegenbewegungen wie z.B. visible mending.

Alle, die noch mehr wissen wollen, können in der Österreichischen Kreislaufwirtschaftsstrategie schmökern.

Allen, die es lieber grundsätzlich mögen, sei dieses Video ans Herz gelegt, das die Notwendigkeit von Kreislaufwirtschaft kurz und knapp in den ganz großen Zusammenhang stellt:

Ein herzliches Danke an alle Mitwirkenden und Teilnehmer:innen. Fortsetzung folgt …